So eine Weisheitszahn-Operation ist nichts für milde gestimmte Gemüter. Trotzdem muss die Mehrheit irgendwann einmal da durch. Bei meinem Glück war es also nicht verwunderlich, dass auch meine Achter früher oder später daran glauben mussten. Vor gut zwei Wochen durfte ich deshalb zum Entfernen dieses Relikts aus vergangen Zeiten auf dem Zahnarztstuhl Platz nehmen. Bevor ich jetzt irgendwem Angst mache, schlussendlich war alles halb so wild.

Bereits vor fast zehn Jahren, als ich noch bei einer Kieferorthopädin aufgrund meiner schiefen Zahnstellung in Behandlung war, wurde ich freundlich darauf hingewiesen, dass die Weisheitszähne womöglich früher oder später entfernt werden müssen. Diesen Herbst kam dann von meinem Zahnarzt die definitive Diagnose, die beiden unteren Achter müssen raus. Immerhin dürfen zwei meiner vier Weisheitszähne an Ort und Stelle bleiben, ich Glückspilz. Da ich nach der Entfernung noch halbwegs Nahrung zu mir nehmen möchte, habe ich mir für beide Seiten je einen Termin geben lassen. Der Rechte ist schon draussen, der Linke folgt in wenigen Tagen.

Ich kann mich noch gut an die Tage vor meiner ersten OP erinnern. Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen, war unglaublich nervös und habe das halbe Internet nach Berichten und Tipps zur Weisheitszahn-OP durchforstet. Ich hatte schlicht keine Ahnung was alles auf mich zukommen könnte, vor allem nach der OP. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen an dieser Stelle ebenfalls meine Erlebnisse zur kurz bevorstehenden zweiten OP niederzuschreiben. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt bereits weiss was mich erwartet, kommt jetzt kurz vor der zweiten OP vieles wieder hoch. Ich hoffe, dass ich dadurch einen einigermassen ausgewogenen und informativen Bericht abliefern kann.

Tagebuch

1 Tag vorher
Morgen ist es soweit, der Tag der OP ist gekommen. Wie vor der ersten Behandlung habe ich so ein komisches Gefühl im Bauch. Es war vor allem das Ungewisse, welches mich vor meinem ersten Termin nicht ruhig schlafen lies. Ich wusste nicht wie die OP verlaufen wird, ob ich starke Schmerzen haben werde, was ich anschliessend alles Essen können werde und, und, und. Jetzt bin zwar um einiges weniger nervös, werde mich aber trotzdem auf eine durchzogene Nacht einstellen.

1 Stunde vorher
Nun ist es bald so weit. Ich werde jetzt noch meine Henkersmahlzeit zu mir nehmen und mich dann auf den Weg zum Zahnarzt machen. Am Morgen war ich noch auf der Arbeit, für den Nachmittag und den morgigen Tag habe ich mich krankschreiben lassen. Danach folgen noch zwei Tage Wochenende, somit sollte ich nächste Woche wieder einigermassen erholt arbeiten können.

Beim Zahnarzt
Nach einer kurzen Wartezeit, darf oder besser gesagt muss ich auf dem Behandlungsstuhl Platz nehmen. Mein Zahnarzt erklärt mir jetzt was im schlimmsten Fall alles passieren könnte, von Kieferbruch bis zu Schädigung der Nerven. So das Übliche halt. Nachdem ich noch ein dutzend Fragen über meinen Gesundheitszustand beantwortet habe, lässt er mich schliesslich die Einverständniserklärung unterschreiben, womit der Papierkram erledigt wäre. Nun greift er ungehemmt zur Spritze und verabreicht mir das Narkosemittel. Er meint, dass das nur ganz wenig sticht, dauert aber eine gefühlte Ewigkeit. Die Spritze ist mit Abstand das schmerzhafteste an der ganzen Behandlung, sobald die überstanden ist kann es nur besser werden. Um sich die Wartezeit bis die Narkose wirkt zu verkürzen, darf ich bereits einmal mit einem ekligen Cocktail meine Mundhöhle desinfizieren. Ein paar Minuten später geht es nun richtig zur Sache. Zart besaitete Leser sollten die nächsten Zeilen lieber überspringen. Es ist nämlich schon etwas befremdlich, wenn man weiss, dass einem der Zahnarzt gerade mit dem Skalpell das Zahnfleisch aufschneidet und sich dessen Handschuhe langsam vom eigenen Blut rot färben. Dabei natürlich immer schon brav den Mund weit offenlassen und sich ja nicht anmerken lassen wie verkrampft man in dem Moment gerade auf dem Stuhl liegt. Es geht weiter mit einer Art Frässe, womit der Weisheitszahn freigelegt wird, dieser ist ja noch vom Kieferknochen bedeckt. «Dieses Gerät macht jetzt etwas komische Geräusche, das ist aber gar nicht schlimm», meint mein Zahnarzt fröhlich. Als ich nicht darauf reagiere, kommt noch ein «Alles klar bei dir?», worauf ich mit einem «M-hm» antworte, denn mehr geht ja wohl nicht in dieser Situation. Ich versuche währenddessen nicht daran zu denken, dass mein Zahnarzt ja plötzlich mit diesem Teil abrutschen könnte und meine Wange in ein blutiges Massaker verwandeln würde. Ist der Zahn erst einmal sichtbar nimmt das Ganze eine sehr mechanische Wende, mein Zahnarzt greift zur Zange und macht sich an meinem Zahn zu schaffen. Nach ein paar kräftigen Zügen ist der Übeltäter draussen. Noch sicherstellen, dass auch wirklich keine Überbleibsel im Loch vergessen wurden, anschliessend etwas putzen und spülen. Schliesslich wird noch genäht, so richtig mit Nadel und Faden, sehr altmodisch finde ich. In die Wunde kommt ausserdem ein Jodstreifen, welcher mit seinem grässlichen Geschmack dafür sorgt, dass man auch die nächsten Tage noch etwas von der OP hat. Das Ganze noch mit Gaze zugestopft, die die Blutung stillen soll und sicherstellt, dass in der nächsten Stunde nur unverständliche Laute aus meinem Mund kommen werden. Nach einer knappen Stunde ist der Spuck bereits vorbei. Zum Schluss gibt es sogar noch Komplimente von meinem Zahnarzt, ich hätte sehr gut durchgehalten. Als Belohnung gibt es den eigenen Weisheitszahn zum Mitnehmen.

3 Stunden danach
Ich bin wieder zu Hause und habe es mir mit einem Coolpack auf der Wange bequem gemacht. Mein halbes Gesicht ist von der Narkose immer noch völlig taub. Alle paar Minuten renne ich zum Waschbecken um meinen blutigen Speichel loszuwerden, welcher sich bereits wieder in meinem Mund angesammelt hat. Bald werde ich wohl auch noch unter Blutarmut leiden.

9 Stunden danach
Ich lebe ja doch noch. Die Narkose ist inzwischen verflogen und die Blutung ist auch zurückgegangen. Um die Schmerzen zu killen, habe ich mir ein Ibuprofen genehmigt, welche ich von der Zahnarztpraxis erhalten habe. Dieses Wundermittel wirkt bei mir phantastisch, ich bin momentan vollkommen schmerzfrei. Ausserdem gab es die Desinfektionsspülung auch für zu Hause, mit welcher ich nun dreimal täglich spülen soll. Des Weiteren kühle ich mir weiterhin regelmässig die Wange, um die unausweichliche Hamsterbacke etwas im Zaun halten zu können. Zudem trinke ich zurzeit ausschliesslich Kamillentee, welcher mir sehr gut kommt und ja desinfizierend wirken soll.

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Aus meinem Medizinschrank – Mundspülung zur Desinfektion sowie Ibuprofen gegen die Schmerzen

1 Tag danach
Mit dem Essen habe ich noch so meine Schwierigkeiten. Die auftretende Schwellung sorgt nämlich dafür, dass ich meinen Kiefer nur eingeschränkt bewegen kann. Ich werde mich also vorerst von flüssigen Mahlzeiten ernähren müssen.

3 Tage danach
Die Schmerzen halten sich schon recht im Zaun. Ohne Schmerzmittel empfinde ich die Lochschmerzen zwar als unangenehm, aber grundsätzlich erträglich. Auch das Essen von normalen Speisen geht mittlerweile bereits wieder recht gut. Heute dürfte ich mir auch den Jodstreifen selbstständig aus der Wunde entfernen, einmal abwarten ob ich das auch wirklich durchziehen werde.

7 Tage danach
Ich fühle mich prächtig, die Schmerzen sind komplett verflogen und die Wundheilung schreitet sehr gut voran. Heute war ich noch einmal in der Zahnarztpraxis, dort wurden mir die Fäden gezogen und gründlich die Wunde gespült. Das war es! Sofern keine Komplikationen mehr auftauchen, habe ich es nun hinter mir. Die betroffene Seite ist noch etwas empfindlich, aber ansonsten merke ich eigentlich nichts mehr von der OP.

Fazit

Abschliessend kann ich sagen, dass die ganze Behandlung bei mir sehr gut verlaufen ist. Während der OP hat man dank der Narkose sowieso keine Schmerzen und die Zeit, die man auf dem Stuhl sitzt, geht schneller vorbei als man denkt. In den darauffolgenden Tagen helfen Schmerzmittel, Coolpacks und vor allem viel Ruhe die Schmerzen im erträglichen Mass zu halten. Der Verzehr von weichen Speisen hilft in den ersten Tagen nach der OP die Wundheilung nicht unnötig zu behindern und ist um einiges angenehmer bezüglich der Schmerzen. Nach drei Tagen hätte ich problemlos wieder arbeiten können, auf allzu grosse körperliche Aktivität ist in den nächsten Tagen aber sicher noch zu verzichten.